Osterkonzert | Der Hofer Gospelchor „Joy in belief“ feiert am Ostermontag in der vollen Lorenzkirche über drei Stunden lang ein gesangliches Glaubensbekenntnis – und bewegt sich dabei nicht nur im Gospel-Genre.
Hof –Wie lange braucht man, um eine Stimmung zu erschaffen? Eine Strophe? Einen Takt? Einen Ton? Nur einen Moment jedenfalls, einen kurzen Klang lang, geben sich die Musiker von „Joy in belief“ am Montagabend Zeit, um klar zu machen, wo sie gerade hin wollen. In der vollen Lorenzkirche fühlen sie sich bei Rock und Soul ebenso zuhause wie bei Country und Pop – zum Stehen und Klatschen und Jubeln bringen sie ihr Publikum allerdings nur mit den Songs, die für die Hofer „typisch Gospel“ sind.
Zwischen „Oh happy day“ und „Hymn“, bei „I will follow Him“ und „The whole world“ fühlen sich die Besucher so wohl, dass sie ausgelassen klatschen und wippen, sogar singen und die Arme nach oben strecken. „Joy in belief“, der Hofer Gospelchor mit Bandbegleitung, verbreitet nicht bloß Begeisterung in der Kirche – ungeheure Energie und Freude gehen aus von der wogenden Chormasse in wallendem Gewand vor dem Altar.
Mittelpunkt der Musik
Mittelpunkt von Chor und Musikern, von Zuschauern und vor allem von den Hinhörenden im Gotteshaus ist Marina Seidel. Zwei Schritte steht die Chefin vor ihrem Chor, ist so nicht nur außerhalb des musikalischen Gefüges, sondern weit darüber, ist Dreh- und Angel- und oft auch Wendepunkt in der gesanglichen Feier des Glaubens.
Aus dem anfänglichen anerkennenden Kopfnicken für das, was diese Frau da macht, wird im Publikum schnell ein ungläubiges Kopfschütteln, danach lang anhaltendes Staunen. Selbstbewusst und sanft, röhrend und reibend, sehnsüchtig und sexy singt Marina Seidel die Songs, die sie berühren – und will so auch andere erreichen.
Per Fingerzeig hat sie dabei die Band voll guter Solisten im Griff, ebenso wie den Chor, der den Wink oft sucht. Anfangs musikalisch noch ein wenig wackelig auf den Beinen, mit seiner Stimm-Kraft kurz vor dem Brachialen, dafür im Wann und Wie leicht zögerlich, finden die Sänger in dem gut dreistündigen Konzert immer besser zueinander. Spätestens nach der Pause haben sie sich. Dann treten sie auf als geschlossenes und einiges Ensemble. Dann schicken sie Solisten nach vorne an die Mikros. Dann zeigen sie Wärme, Überzeugtheit, Gefühl.
Keine Effekthascherei
Und sie wirken. Keine Effekthascherei hat „Joy in belief“ im Sinn, sondern das Echte, das Bleibende. Sänger und Musiker wollen eine Botschaft vermitteln, die Bestand hat: die Botschaft des Glaubens. „What a friend we have in Jesus“ und „Highest Place“ singen sie dazu, „Help me Lord“ und eine Vertonung des „Vater unser“.
Ob so eine Auferstehung überhaupt zeitgemäß ist, fragt Chor-Chefin Seidel zu Beginn in die Kirche – nur, um dann mehr als drei Stunden lang ein glamouröses Glaubensbekenntnis zu feiern, ein glühendes Gottvertrauen zu beweisen.
„Joy in belief“ ist die „Freude am Glauben“ – das Vergnügen an der Musik zumindest kommt ungeschmälert an bei den Klatschenden. Und noch etwas erreicht das Publikum, das sich bei der singenden Suche nach dem Himmel offenbart: die pure Menschlichkeit.
Quelle:Frankenpost. Erschienen am 26.03.2008. Christoph Plass
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