(2017) Beim Schlussbeifall bebte die Kirchenmauer

Veröffentlicht am 4. Dezember 2017 um 08:16

Dicht besetzt bis hinauf zur zweiten Empore war die Neudrossenfelder Dreifaltigkeitskirche beim Weihnachtskonzert des Chors "Joy in belief".

Die Erwartungen der Gospel-Fans waren groß - und sie wurden in den langen, aber dennoch schnell dahinfließenden mehr als drei Stunden exquisit erfüllt.
In dieser Nacht passte alles: eine sehr gelungene Choreografie, ein Schauspiel in fluoriszierendem Licht vor dem Altar und ein mit 25 Interpreten besetzter vorzüglich agierender Chor - und dazu eine Top-Band.

Charismatische Gallionsfigur

Die Aktiven sandten die Gospel-Botschaften mit vehementer Empathie aus, garnierten das mit etwas Pop und Rock. Chorleiterin und Moderatorin Marina Seidel war die charismatische Gallionsfigur, ihr variabler Sopran bestach durch leichte Koloraturen und klare, zuweilen samtene Intonation.
Die Damen und die vier Herren machten was her, wenn sie durch die Kirche nach vorne schritten, in biblischen Gewändern mit Kerze und Laterne, später in Bordeaux-Rot gekleidet.
Die Songs aus verschiedenen Stilrichtungen mit dem Schwerpunkt Gospel verführten zum Träumen und reichlich Nachdenken wie bei "Es werde Licht" von Udo Jürgens oder "Der Himmel so nah".
Marina Seidel sang sich solistisch nachhaltig in die Herzen der Zuhörer mit "Amazing grace" in selten erlebter Version. Und dann ja noch das Gospel-Medley: Die Interpreten vorn unter dem Altar wuchteten 1000 Volt ins Publikum, das im Überschwang fast kollabierte. Was soll man auch anderes tun bei "Rivers of Babylon" und "Oh, happy Day".
Solistische Qualität hörte man ebenso im Quartett, die einzigen vier männlichen Chormitglieder, ein schöner Kontrast. Genau so wie die nette Volksmusikgruppe aus den Reihen des Chores mit Armin Heinrich am Akkordeon. Das "Heidschi Bumbeidschi" rührte zu Tränen.

Loderndes Gesangsfeuer

Der Chor entfachte nochmals loderndes Gesangsfeuer, er drohte in seiner mitreißenden Vitalität und überschäumenden Lebensfreude fast abzudriften. Ein weiterer Fixpunkt: Thomas Marek an der Mundharmonika, pures Südstaaten-Feeling. Im Finale der Blick zum Himmel gerichtet, Gott gedankt, die Freude ins Publikum katapultiert.
Und schließlich noch eine Premiere: Das "Vater unser", von Marina Seidel vertont, in verklärender Melancholie. Der Schlussbeifall ließ beinahe die dicken Kirchenmauern erbeben. Das sagte alles.

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